“Importiert”, “Pech” und “hausgemacht”: Die Gründe für die aktuell schlechte Luftqualität in Deutschland.
In “Warum die Berliner Luft plötzlich so schlecht ist” thematisiert Arvid Haitsch die derzeit “bedenklichen Werte” der Luftqualität, besonders “im Norden und Osten von Deutschland” (Quelle), wie auch Daten des Umweltbundesamts (UBA) zeigen. Dabei sei “ein Teil des Problems […] importiert, ein Teil Pech – das meiste aber hausgemacht”. Ein “akuter Ausbruch” von schlechten Luftwerten sei in den Wintermonaten “nicht außergewöhnlich”: Hätte man in den letzten Jahren „Glück mit dem Wetter” gehabt, kämen nun “einige Faktoren” zusammen:
- “in einer stabilen, eher windstillen Winterwetterlage wird die Luft kaum ausgetauscht. ’Wie unter einer Glocke’ halte sich die kalte Luft nah am Boden, so Feigenspan, darin reicherten sich Schadstoffe an.
- Bei Kälte werde mehr geheizt, vor allem Holzkamine gelten inzwischen als Hauptverursacher des Eintrags von PM 2,5 in die Luft: 2021 übertrafen ihre Emissionen erstmals die des Straßenverkehrs, dessen Feinstaubausstoß langfristig abnimmt und inzwischen eher durch Abrieb von Reifen, Bremsen oder Straßenbelag entsteht als am Auspuff, bei etwas gröberen Partikeln bis zehn Mikrometern (PM 10) aber noch dominiert.
- Zudem funktioniert die Abgasreinigung von Pkw bei niedrigen Temperaturen nur eingeschränkt, wegen absichtlicher Abschalteinrichtungen (dem sogenannten Thermofenster) oder schlicht, weil die Katalysatoren eine Vorlauftemperatur benötigen. Kaltstarts und Kurzstreckenfahrten im Winter erhöhen die Belastung erheblich.
- Im Osten kam in den vergangenen Tagen noch ein ungünstiger Wettereffekt hinzu: zwar schwacher, aber vorwiegend aus südöstlicher Richtung wehender Wind” – und in „Polen und Tschechien wird noch weit mehr mit Kohle und Holz geheizt”. Doch je “nach Tageszeit stammt in Berlin der überwiegende Teil der schlechten Luft von deutschen Emittenten und in Hamburg, mit ebenfalls stark erhöhten Werten, ist nur ein geringer Einfluss der östlichen Nachbarstaaten festzustellen”. (Quelle)
“Importiert”, “Pech” und “hausgemacht”.
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Wie der SPIEGEL berichtet, enthielt “in Berlin oder Hamburg etwa […] ein Kubikmeter Luft am Donnerstag mehr als 30 Mikrogramm Feinstaub mit einer Körnchengröße unter 2,5 Mikrometer (PM 2,5)”, “nahe der Ostseeküste wurden noch weit höhere Werte gemessen” (Quelle). Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beläuft sich darauf, “die Konzentration auf höchstens fünf Mikrogramm pro Kubikmeter zu begrenzen. Die EU will das geltende Limit von 25 Mikrogramm aber erst 2035 auf zehn Mikrogramm senken” (Quelle).
Denn PM 2,5, bzw. diese “winzigen Partikel gelten als besonders gefährlich, weil sie über das Lungengewebe bis in Blutgefäße eindringen können – mit vielfältigen medizinischen Folgen, etwa Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, aber auch Demenz und möglicherweise manchen psychischen Krankheiten wie Depression” (Quelle). Trotz dessen, dass “die gesetzlichen Grenzwerte im Jahresmittel zumeist eingehalten werden”, wird “übermäßige und anhaltende Luftverschmutzung vor allem mit Feinstaub […] für Hunderttausende vorzeitige Todesfälle pro Jahr in der Europäischen Union verantwortlich gemacht” (Quelle). Javi López, “der für die Reform der Luftqualitätsrichtlinie verantwortliche Europaabgeordnete” sprach deshalb von einer “Pandemie in Zeitlupe”.