„Dicke Luft und Müllberge“

Zu Jahresanfang gibt es in Deutschland meistens – im wahrsten Sinne – „dicke Luft“ (Quelle). Mitunter auch „dicke Luft und Müllberge“: Böller und Raketen sorgen für erhöhte Feinstaubwerte und Tonnen von Abfall. Zur Liste gehören auch verschreckte, traumatisierte Tiere, verletzte Menschen, Häuserbrände und die Umweltbelastung (Quelle). Laura Stresing bezeichnet es bei NTV auch als „Rest vom Fest“ (Quelle).

Dicke Luft

In „der ersten Stunde des neuen Jahres beobachten wir regelmäßig die höchsten Feinstaubkonzentrationen eines Jahres“, sagt Ute Dauert vom Umweltbundesamt (UBA): Betragen die Werte im Jahresmittel sonst 15 bis 18 Mikrogramm pro Kubikmeter, sind an Neujahr Stundenwerte um die 1000 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht selten (Quelle). Je nach Wetterlage können die Schwebeteilchen sehr lang in der Luft bleiben. Dies führt vor allem bei „Kinder[n], Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen wie Asthma […] [zu]r Reizung der Atemwege durch Pyrotechnik“, aber natürlich sei „Dreckige Luft zu atmen […] für alle Menschen schädlich“ (Quelle). Doch beim Jahreswechsel 2023/2024 war die Witterung „gnädig“, wie u.a. die DPA Hessen und DPA Sachsen berichteten. So habe das „windige Wetter zu Silvester […] in diesem Jahr die Feinstaub-Belastung durch Feuerwerk und Böller schnell wieder gesenkt. ‚Der traditionelle Anstieg der Feinstaubkonzentration nach Mitternacht fiel im Vergleich zum Vorjahr deutlich niedriger aus‘, berichtete das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG)“. (Quelle)

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Schätzungen zufolge seien „allein durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern pro Jahr rund 2050 Tonnen Feinstaub freigesetzt“ worden, „der größte Teil davon in der Silvesternacht. Das entspricht knapp einem Prozent der jährlichen Gesamtemissionen, die sonst beispielsweise von Verkehr, Holzheizungen, Landwirtschaft und Industrie verursacht werden“ (Quelle). Lediglich „in den Corona-Jahren 2021 und 2022 konnten Betroffene zum Jahreswechsel […] [d]urch die Böller- und Versammlungsverbote“ aufatmen, da „die Feinstaubwerte laut UBA unauffällig“ blieben (Quelle).

Müllberge & Umweltbelastung

Doch der Jahreswechsel verursacht „nicht nur tonnenweise Feinstaub, sondern auch noch jede Menge Dreck“: Laut einer Mitteilung des Verbands der kommunalen Unternehmen von 2018 fallen alleine an den Hotspots der fünf größten Städte Deutschlands an Neujahr etwa 200 Tonnen Müll an – und das sei nur ein Bruchteil der Silvesterüberreste“ (Quelle). Die großen Mengen Restmüll würden „toxische […] Schwermetallpartikel wie Blei, Nickel, Arsen und Cadmium“ enthalten, welche nach der „Explosion […] und […] dem Absinken in Böden und Gewässer und damit auch in den Nahrungskreislauf von Menschen und Tieren“ gelangen (Quelle). „Raketenspitzkappen, Standfüße oder Zündschnurabdeckungen“ seien in den letzten Jahren zwar „häufig durch biologisch abbaubare Materialien ersetzt worden“, trotz der Schadstoffbelastung aber dennoch kein „Biomüll“ (Quelle). Zukünftig „will die Branche sämtliche Kunststoffe ersetzen und so bis zu 3.500 Tonnen Plastikmüll einsparen“ (Quelle). Greta Prünster, Autorin und Chefin vom Dienst bei BR24, fragte sich deshalb, ob es eine Art „grünes Öko-Feuerwerk“ überhaupt gibt. Magdalena Rusan (Ludwig-Maximilians-Universität München) sei „eine der wenigen Chemikerinnen deutschlandweit, die dazu forscht“ (Quelle). Die Expertin sagte BR24: „Der Nachhaltigkeitsgedanke ist noch nicht so alt“, „[n]atürlich ist man dabei, zu nachhaltigem Feuerwerk zu forschen, aber so etwas dauert.“ (Quelle) Denn von Verpackung über Produktion, enthaltene Substanzen und Verbrennung sei das Feld ziemlich vielschichtig.

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„Wir setzen uns das ganze Jahr dafür ein, unsere Natur zu schonen, weniger Müll zu produzieren, die Luftqualität zu steigern und unseren gesamten Lebensraum zu schützen“, sagte der österreichische Naturschutzlandesrat René Zumtobel (SPÖ), „und das sollten wir auch zu Silvester tun. […] Deshalb appelliert er an alle, auch in der Nacht zum neuen Jahr den Umwelt- und Klimaschutz nicht über Bord zu werfen.“ (Quelle)

Positive Entwicklungen?

Die Resultate einer Yougov-Umfrage belegen: Die „Mehrheit der Deutschen lehnt Böllerei zu Silvester ab“ (Quelle). „Einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge wünschen sich 59 Prozent der Menschen in Deutschland ein generelles Böllerverbot“ (Quelle). Und: die umwelt- und gesundheitsschädlichen Belastungen seien vor allem eines – „leicht vermeidbar“ (Quelle). In der KronenZeitung äußerte sich Zumtobel weiterhin, dass viele Menschen bereits erkannt hätten, „dass Feuerwerke und Böller nicht mehr zeitgemäß sind, einige Gemeinden und Tourismusverbände verzichten zum Jahreswechsel ebenso darauf und bieten schöne Alternativen wie Lichtershows an. Die Richtung stimmt“. (Quelle)

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„Warum eigentlich kein Feuerwerk auf DOOH?“

Das fragte sich die planus media GmbH vergangene Woche (Quelle). Zurecht, denn Digital Out-of-Home spiele nicht „nur Werbung aus, sondern besticht auch durch flächendeckende Kommunikation in Echtzeit“, welche man so auch an Silvester für „den Jahres-Countdown mit anschließendem Feuerwerk über DOOH“ nutzen könne (Quelle). Die digitalen Screens würden dabei „gleich mehrere Vorteile“ bieten:

  • „DOOH erreicht 81% der Bevölkerung innerhalb einer Woche. Ein Großteil der Deutschen wäre wohl live dabei.
  • Keine Luftverschmutzung durch Feinstaub von Böllern und Raketen. DOOH ist ja bekanntlich das umweltfreundlichste Medium.
  • Hunde, Katzen und andere Tiere verbringen eine ruhige Nacht.
  • Und günstiger ist es allemal. Denn wir Deutschen investierten letztes Jahr unvorstellbare 180 Mio. € in Feuerwerk.“ (Quelle)

Die einzigen Probleme würden die eher geringe Verbreitung im ländlichen Raum sowie die oftmals fehlende auditive Begleitung der „lauten Kracher“ (Quelle).

Credits: Joe Yates von Unsplash, GCS

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