Neues Level: Meilensteine der Weiterentwicklung des CityTrees

Im März 2020 (wenige Tage vor dem ersten Corona-Lockdown) konnten die beiden Gründer Peter Sänger und Liang Wu die neue Generation des CityTrees vor Presse und vielen weiteren Zuschauer:innen nahe der Gedächtnis-Kirche im Zentrum Berlins enthüllen. In den zwei Jahren zuvor wurden erhebliche Weiterentwicklungen am CityTree realisiert, die über das europäische Förderprogramm Horizon 2020 co-finanziert und so möglich gemacht wurden. Die siebenstellige Fördersumme hat maßgeblich dabei geholfen, die Erkenntnisse aus den vorausgegangenen Projekten zu nutzen, um das Moosmodul smarter zu machen und die Leistung des CityTrees weiter zu verbessern. Das sind die wesentlichen vier Meilensteine auf einen Blick:

1. Der Bio-Algorithmus: Beste Bedingungen auch fernab des natürlichen Habitats

Moose sind zu Erstaunlichem fähig und zudem höchst anpassungsfähig. Doch mitten in der Stadt, auf einem belebten Platz oder neben einer viel befahrenen Straße brauchen unsere kleinen Superhelden unsere Unterstützung, um vital zu bleiben – nur so sind sie leistungsfähig.  Mit einem eigens entwickelten Bio-Algorithmus wird sichergestellt, dass die Moose in Abhängigkeit von Witterungseinflüssen und weitern Faktoren wie z.B. der örtlichen Luftqualität bedarfsgerecht versorgt werden. Anhand von über 30 verbauten Sensoren und einer verbundenen Analysedatenbank, werden Faktoren wie Durchlüftung und Bewässerung so ausgesteuert, dass die Moose zu jederzeit bestens versorgt sind und sich voll auf die Filterung und Erfrischung der Stadtluft konzentrieren können.

2. Die Moosfarm: Wir lernen das Moos zu verstehen

Moose haben eine riesige Oberfläche, im Prinzip wie bei der menschlichen Lunge. Auf dieser Oberfläche aus Moosblättchen, -stämmchen und -härchen werden Feinstaubpartikel aus der angesaugten Luft festgehalten und damit gefiltert. Die Partikel werden elektrostatisch festgehalten und unter Beigabe von Wasser ins Zellinnere aufgenommen. Dort werden die Feinstaubpartikel zersetzt und verstoffwechselt. Hierfür gilt es zu verstehen, welches der etwa 20.000 bekannten Moose am besten für den Zweck der Luftreinigung und -erfrischung geeignet ist und wie wir dieses Super-Moos dabei standort- und wetterunabhängig unterstützen können. Deshalb haben wir in Bestensee nahe Berlin die weltweit erste Moosfarm aufgebaut, in der die Moose vertikal herangezogen werden (jetzt für die nächste virtuelle Moosfarm-Tour anmelden). Hier erforschen wir die grünen Tiefen unserer Moose und sind in der Lage fertige Matten voll dichtem, grünem und hungrigem Moos in nur 12 Wochen zu kultivieren.

3. AirCare: Luftqualität wird sichtbar

Niemand würde ein Glas mit schmutzigem Wasser trinken. Wie sieht es aber mit verschmutzter Luft aus? Neben der Luftreinigung und -kühlung besteht ein wesentlicher Teil unserer Arbeit darin, Luftqualität sichtbar zu machen. Hierfür haben wir unser AirCare-Dashboard entwickelt, in dem die, von der Sensorik gemessenen Daten ausgewertet und visualisiert werden. So können wir in Echtzeit die Luftqualität und den Einfluss unserer Produkte auf das Mikroklima analysieren und einfach verständlich darstellen, sowohl am Produkt selbst oder im Web-Interface von überall.

4. Wissenschaftliche Validierungen & CE-Zertifizierung

Die Nachweisbarkeit der Leistung unserer Biofilter im Außenbereich ist überaus anspruchsvoll und ließ sich nur in Kooperation mit renommierten Instituten und langfristigen Messkampagnen realisieren. Im Jahr 2020 war es dann endlich so weit. Unterstützt von der europäischen Kommission, dem Leibnitz Institut für Troposphärenforschung Leipzig und dem Institut für Luft- und Kältetechnik Dresden wurden CityTrees an unterschiedlichen Orten aufgebaut und messtechnisch begleitet. Die Messungen wurden sowohl im Labor, in einer Halle und im Außenbereich durchgeführt und die Ergebnisse stetig validiert. Je nach Partikelgröße lassen sich bis zu 82% des Feinstaubes durch die Moose filtern. Da wir die Moose bewässern und eine feuchte Oberfläche schaffen, kommt es zusätzlich zu signifikanten Abkühlungs- und Anfeuchtungseffekten der Umgebungsluft.

Mit dem CE Lab in Ilmenau haben wir zudem den CityTree auf Sicherheit, Qualität und Verträglichkeit geprüft und so das CE-Label vergeben. So gewährleisten wir, dass jeder Biofilter den gültigen Normen entspricht und die versprochene Leistung in Serie abrufen kann.


[Den ausführlichen Abschlussbericht der Europäischen Union zu unserem Projekt finden Sie hier.]


Luftverschmutzung in urbanen Räumen ist auch im Jahr 2021 ein zentrales Problem und schränkt die Gesundheit und Lebensqualität ein. Die Pandemie hat die Dringlichkeit zur Verbesserung der Luftqualität in Städten mehr als deutlich gemacht. Eine hohe Feinstaubkonzentration steigert nicht nur das Risiko von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen, auch die Häufigkeit und Schwere von COVID-19-Erkrankungen steht in einem direkten Zusammenhang. Dieser Fakt treibt uns weiter an.

Die Mission: Frischluftzonen in Städten errichten und gemeinsam mit Bürger:innen, Unternehmen und Politik die bestmögliche Stadt der Zukunft gestalten. Den Weg, lebendiges Moos mit Technologie zu verbinden und so europaweit Luftverschmutzung sichtbar zu machen und den Stadtbewohner:innen und -besucher:innen Orte zum ‚Aufladen‘ zu bieten, gehen wir als Pioniere voran. Rückschläge lassen sich dabei nicht vermeiden. Die Meilensteine, die wir auch durch die Förderung aus dem Exzellenz-Cluster der EU umsetzen konnten, zeigen, dass wir Fehlschläge zu Erkenntnissen machen, die uns auf unserem Weg vorankommen lassen.