Warum Städte jetzt grün werden müssen … und wie innovative, natürliche Lösungen helfen
„‘Jahrhundertsommer‘ 2025 bahnt sich an“: Hitze ist längst kein Randthema mehr, sondern das größte klimabedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland. Heute, am 4. Juni, ist bundesweiter Hitzeaktionstag – ein Anlass, um auf die Gefahren von Hitzewellen, die Bedeutung von Hitzeschutz und die Rolle von urbanem Grün und innovativen Lösungen aufmerksam zu machen.
Hitzeaktionstag 2025: Hitzeschutz für alle
Der diesjährige Aktionstag steht unter dem Motto „Hitzeschutz für alle“. Ziel ist es, auf die gesundheitlichen Gefahren von Hitze aufmerksam zu machen und konkrete Schutzmaßnahmen in den Fokus zu rücken. Denn Hitze „kann für alle gefährlich werden und das Risiko wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen“ – aber besonders leiden gefährdete Gruppen wie Ältere, Säuglinge und Kinder, Schwangere, Kranke oder Obdachlose.
Foto: Hitzeaktionstag
Hitzewellen, Hitzeinseln: unsichtbare Gefahr in unseren Städten
Letztes Jahr verkündete die Deutsche Umwelthilfe: „Viele deutsche Städte fallen durch im ersten Hitze-Check“. Dabei sind Städte sind unzweifelhaft der Lebensraum der Zukunft. Allerdings heizen sich urbane Gebiete durch dichte Bebauung, versiegelte Flächen und fehlendes Grün besonders stark auf und global sehen sich 80 % der Städte extremen klimabezogenen Ereignissen gegenüber.
Extreme Hitzewellen sind mittlerweile ein prägendes Merkmal von Sommern weltweit. Da die globalen Temperaturen stetig steigen, werden sie außerdem immer häufiger, intensiver und länger anhaltend. Gemäß einer Analyse der World Weather Attribution sind Hitzewellen aufgrund des Klimawandels nun um 30 % wahrscheinlicher. Der existierende „Mangel an Hitzeschutz“ kostet Deutschland bereits Milliarden Euro pro Jahr, so Martin Herrmann, Vorsitzender von Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit.
Das sogenannte Hitzeinsel-Phänomen sorgt dafür, dass es in Innenstädten oft mehrere Grad wärmer ist als im Umland. Es entstehen Hotspots, die die Gesundheit der Bevölkerung massiv gefährden – besonders für ältere Menschen, Kinder, Schwangere und chronisch Kranke.
Die Folgen sind dramatisch:
- Laut Bundesgesundheitsministerium sterben in Deutschland jährlich Tausende Menschen an den Folgen extremer Hitze. Gestern veröffentlichte das Umweltbundesamt (UBA) die aktuelle, vom Bundesumweltministerium (BMUKN) in Auftrag gegebene und vom Robert-Koch-Instituts (RKI) erarbeitete, Vier-Jahres-Analyse „zur hitzebedingten Sterblichkeit in Deutschland“: „Es zeigte sich, dass es in den Sommern 2023 und 2024 jeweils etwa 3.000 hitzebedingte Todesfälle in Deutschland gab. Betroffen waren vor allem Menschen über 75 Jahre mit Vorerkrankungen wie Demenz, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen.“
- Symptome reichen außerdem von Kreislaufproblemen, Schwindel und Erschöpfung über Dehydrierung bis hin zu lebensbedrohlichen Hitzeschlägen.
- Das Ärzteblatt und die Plattform Klima Mensch Gesundheit warnen: Hitze wird oft unterschätzt, dabei sind die Risiken real und nehmen mit dem Klimawandel weiter zu.
Fotos: Moritz Ludke von Unsplash & Umweltbundesamt
Hitzeschutz: Was Städte und Politik jetzt tun können
Der Hitzeaktionstag wird initiiert von der Bundesärztekammer und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG) und von einem breiten Bündnis aus Gesundheitswesen, Sozialverbänden, Kommunen und weiteren Akteuren getragen. Die Initiatoren fordern unter anderem verbindliche Hitzeschutzpläne, mehr öffentliche Trinkwasserstellen, kühle Rückzugsorte und eine bessere Aufklärung der Bevölkerung. Besonders betont wird, dass Hitzeschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist und nicht nur im Gesundheitswesen stattfinden darf.
Die Reaktionen erfolgen, aber oft noch zu langsam. Das Bundesgesundheitsministerium hat neue Hitzeschutzpläne und Erweiterungen vorgelegt, die bundesweit verbindliche Maßnahmen fordern. Städte wie Jena („die wärmste Stadt Thüringens“) und Dortmund setzen bereits auf (dynamische) Aktionspläne, die von Trinkwasserbrunnen über kühle Rückzugsorte bis zu Aufklärungskampagnen reichen. Der Berliner Senat plant einen Hitzeaktionsplan. Die Deutsche Umwelthilfe fordert einen Masterplan Hitzeschutz für alle Städte.
Doch wie können Städte wirklich nachhaltig und effizient kühler werden?
Urbanes Grün: Die natürliche Klimaanlage
Grüne Infrastruktur ist ein Schlüssel zur Hitzeminderung in Städten. Parks, Bäume, Fassadenbegrünung und grüne Dächer senken die Umgebungstemperatur, verbessern die Luftqualität und fördern die Gesundheit. Städtisches Grün z.B.: ist in der Lage, die Folgen der globalen Erwärmung und Urbanisierung abzumildern. Eine „Ausweitung der grünen Infrastruktur“ und damit einhergehende städtische Grünflächen sind “vielleicht der effizienteste und intuitivste Weg, um städtische Wärmeinsel-Effekte zu reduzieren und Komfort für nahegelegene Bewohner zu bieten“.
Das Weltwirtschaftsforum wies darauf hin, dass „die Natur die ressourceneffizienteste Lösung ist, um widerstandsfähige, lebendige und zukunftssichere Städte zu schaffen“. Doch nicht nur das: Bereits im Jahr 2021 stellte eine „bahnbrechende Studie“ des Internationalen Instituts für nachhaltige Entwicklung (IISD) fest, dass „die Nutzung der Natur in Infrastrukturprojekten 248 Milliarden US-Dollar pro Jahr einsparen könnte“!
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutsche Umwelthilfe (DUH), betont ebenfalls die Notwendigkeit „verpflichtende[r] Anteile grüner und blauer Infrastruktur […] [,] die in der Stadtplanung fest verankert werden müssen. Besonders vulnerable Gruppen wie Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen, Schülerinnen und Schüler sowie Kinder in Kitas, benötigen gezielten Schutz vor Hitze“.
Wie können naturbasierte Lösungen aussehen? Es handelt sich nicht um eine einzelne Maßnahme, sondern um viele verschiedene.
Fotos: GCS
Wie schafft man effizient kühle Räume, wenn es immer wärmer wird?
Moose sind wahre Klimaschützer. Sie binden Feinstaub, kühlen durch Verdunstung und verbessern die Luftqualität. Green City Solutions nutzt diese Eigenschaften in innovativen Moosfiltern, die gezielt an Hitze-Hotspots in Städten eingesetzt werden können. Die Filter senken die Umgebungstemperatur, filtern Schadstoffe und schaffen spürbar bessere Aufenthaltsqualität – auch an stark belasteten Orten.
Daher starteten wir seit Sommer 2022 mit einer FLIR-Wärmebildkamera, einem Infrarot-Thermometer und den integrierten Sensoren im CityTree erste Versuche und Vergleiche an einem CityTree im Outdoor-Bereich (in Bestensee/ Brandenburg) sowie in der italienischen Stadt Bari. In den Sommermonaten trafen uns bereits einige Hitzewellen mit Temperaturen über 40°C, doch aus dem Moosfilter strömte – gut wahrnehmbar – immer eine angenehme kühle Brise. Dies belegten auch diverse Messungen mit enormen Differenzen bezüglich der Temperaturen, auch im Vergleich mit der Oberflächentemperatur der unmittelbar benachbarten Vegetation.
Fotos: GCS
Die bio-digitalen Innovationen kombinieren Moos mit smarter Technologie. Sie filtern Feinstaub, kühlen die Umgebung und liefern Echtzeitdaten zur Luftqualität. So entstehen grüne Oasen mitten in der Stadt, die nicht nur das Klima, sondern auch das Wohlbefinden der Menschen verbessern.
Hitzeschutz ist Stadtentwicklung – und beginnt jetzt
Die Forschung ist eindeutig, die Lösungen sind da – jetzt müssen Städte handeln. Urbane Begrünung, innovative Moosfilter und gezielte Hitzeschutzmaßnahmen sind der Schlüssel für lebenswerte, gesunde Städte der Zukunft. Der Hitzeaktionstag 2025 ist der perfekte Anlass, um gemeinsam Verantwortung zu übernehmen.
Exkurs: Hitzeschutz in Unternehmen und im Real-Estate-Sektor
Während die Kommunen an der Umsetzung der gesetzlichen Verpflichtung zum Schutz vor Hitze in der Öffentlichkeit arbeiten, kristallisieren sich für Unternehmen weitere Schwierigkeiten und Probleme hinsichtlich dessen heraus: Die Energiekosten für konventionelle Klimaanlagen und Kühlung steigen – genauso wie auch die Anforderungen an das Arbeitsumfeld. So sollten entsprechende qualitätssteigernde Maßnahmen unternommen werden. Diese betreffen sowohl allgemeine Arbeitsbedingungen (bspw. in Fertigungshallen) als auch die Gestaltung von Erholungsflächen (bspw. im Kantinen-Bereich).
Eine solche Gestaltung erweist sich außerdem als Herausforderung für eine weitere Branche. Der Real Estate-Sektor muss dafür Sorge tragen, dass innerhalb des Entwurfs und der Realisierung von Projekten die entsprechenden Ausgleichs- und Kompensationsflächen sowie gesetzliche Vorschriften berücksichtigt werden, um gleichsam die Attraktivität der Immobilie für die Nutzer sicherzustellen.
Fotos: GCS